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„5,4, 3, 2, 1!“ Ich zweifle stark auf den letzten Metern Richtung Wasser und bin kurz davor abzudrehen – doch der Teamgedanken überwiegt. Mit zusammen gebissenen Zähnen und einer Wahnsinns-Gänsehaut stürze ich mich im nächsten Moment in die Fluten. Neben mir platschen Cigdem und Kalle ins Wasser, Simone juchzt laut und taucht unter.

Ich stehe inzwischen bis zu den Schultern im Werdersee. Es ist Januar. Das Wasser ist kalt, eiskalt. Ja, ich bin stolz darauf: Wir betreiben jetzt seit einigen Wochen Winterbaden! Jeden Samstagmorgen geht es mal eben über den Deich und hinein in unsere private Natur-Badewanne.

Als unsere Nachbarn Cigdem und Kalle von ihrer Idee erzählt haben, habe ich sie zuerst für verrückt erklärt. „Anschwimmen! Das macht man doch nur an der Küste! Oder geht Eisbaden in Island! Wild Swimming im Winter im Werdersee – wer man denn sowas?“ Doch es sollte so kommen, dass Cigdem und Kalle, Simone und ich – und natürlich auch die Kinder zum Zuschauen – am Neujahrsmorgen noch etwas verschlafen am Ufer des Werdersees standen. Und während wir uns aus den Winterklamotten schälten, wärmten sich die Jungs ihre Hände an den Thermoskannen. „Das schafft ihr nie!“, waren sie überzeugt und feuerten uns kurz darauf aufgeregt an.

Heute schwimmen wir zum dritten Mal im neuen Jahr unsere Züge im ruhigen Wasser des Werdersees. Ein paar Vögel grüßen von der Vogelinsel, das Schilf weht im Wind, der Winterhimmel ist noch verhangen. Wir ziehen tapfer einige Bahnen.

Als wir wieder aus dem Wasser steigen, uns im Schnellverfahren abtrocknen und den Mantel überwerfen, sind sie da: die Glücksgefühle. Über die Idylle des Sees, über den Immun-Booster am Morgen, über das ungewöhnliche Gemeinschaftserlebnis. Und die Vorfreude auf das Frühstück, das zuhause schon wartet: direkt hinterm Deich, unserem Deich.