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Kurz nach 9 Uhr. Auf dem Bremer Marktplatz drängen sich die Läufer. Eine Stimme aus dem Lautsprecher kündigt an, dass noch fünfzehn Minuten bis zum Start bleiben. Da ich das Ziel habe, die 42 Kilometer unter fünf Stunden zu laufen, habe ich mich in der Gruppe weiter hinten eingefädelt. Um genau 9.30 Uhr fällt der Startschuss. Unglaublich, ich laufe jetzt Marathon.

Vom Start weg schlängele ich mich zwischen den Menschen hindurch nach vorne. Auf den ersten Kilometern zwischen Innenstadt, Neustadt und Kuhhirten ziehe ich weiter vor und blicke zum ersten Mal kurz auf meine Uhr: Ich kann meine Geschwindigkeit von knapp elf km/h halten. Über dem Habenhauser Deich nähert sich unsere kleine Läufergruppe jetzt der Gartenstadt Werdersee, als es plötzlich richtig laut und voll wird: Tom und Lukas stehen mit ihrem Kumpel Hugo und unseren Nachbarn am Wegesrand und feuern jeden der Läufer an. Hugo spielt Trommel und ich sehe Stände mit Wasser und Tee. Ich hebe kurz den Daumen und passiere bei Kilometer 10 die markierte Stelle. Jetzt laufen wir einmal um den Werdersee und es fällt mir erstaunlich leicht.

Kilometer 20: die Hälfte ist geschafft. Durch die Marcusallee geht es am Botanischen Garten vorbei in Richtung Universität. Ich merke, wie ich mein Tempo verlangsame. Ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig voranzukommen. „Jetzt nur nicht schlapp machen!“, feuere ich mich selbst an und erlaube mir jetzt, die nächsten 10 Kilometer etwas langsamer zu laufen.

Kilometer 30: Jetzt mache ich für eine etwas längere Zeit eine Pause und gehe im Schritttempo weiter. „War ich am Anfang vielleicht zu schnell?“, frage ich mich. Doch für Selbstzweifel bleibt keine Zeit. Die Zuschauer am Straßenrand ermutigen mich und plötzlich spüre ich, dass mit neuer Energie wieder an Geschwindigkeit zulege und tapfer die letzten zehn Kilometer bis zum Ziel angehe.

Der Schnellste geht mit 2:43:56 ins Ziel. Eine Zeit, von der ich nur träumen kann. Knapp zwei Stunden später erreiche ich die Zielgerade am Marktplatz. Ich merke, dass ich noch kurz sprinten möchte, aber schon nach wenigen Sekunden gebe ich auf und falle wieder in meine normale Geschwindigkeit zurück. Total erschöpft und außer Atem komme ich nach genau 4:48:20 Stunden im Ziel an. „Neue persönliche Bestzeit!“, rufe ich Paula zu und zeige ihr stolz meine Finishermedaille. Paula hatte extra am Ziel auf mich gewartet und nimmt mich jetzt in die Arme: „Glückwunsch! Ich denke, das sollten wir unbedingt feiern.“