Skip to main content

Raus aus dem Büro, die Tasche auf den Gepäckträger geklemmt und nun aber nichts wie weg hier: Feierabend.

Die Innenstadt ächzt, wie jeden Tag um diese Zeit, massiv unter dem Feierabendverkehr, aber heute nicht mit mir: um 20 Uhr spielt Werder, und die Arbeitstasche wollte ich dann doch nicht ins Stadion mitnehmen, also ab auf’s Rad und Gas geben. Beim Kiosk an der Wilhelm-Kaisen-Brücke noch schnell einen kalten Sixer unter den Arm geklemmt, und damit ist der stressige Teil des Tages auch schon geschafft. Ab jetzt geht’s nur noch am grünen Werdersee lang, auf der Höhe der Schwankhalle spiegelt die Sonne sich im Wasser: bestes Fußballwetter. Noch drei Mal treten, schon ist auf der anderen Seite des Wassers das Stadion zu sehen, ein paar Verrückte sind wie immer schon Stunden vor dem Spiel am Platz, hören tut man von den grün-weißen Gestalten hier drüben zum Glück gar nichts. Als ich in die Auffahrt einbiege, sitzt Kalle schon da und grinst mich an: „Was bist du denn so aus der Puste, hast es aber eilig gehabt? Na los, Schal um und ab ins Stadion, müssen wir noch Getränke besorgen?“ „Nee, hab ich alles dabei, ich bin doch kein Anfänger.“ Na dann, mal los!

Ich werfe die Tasche in den Hausflur, öffne den Sixer – ein Wegbier für mich und eins für Kalle – und weil Kalle zu Fuß ist, schiebe ich ab jetzt bis zum Stadion.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Als wir damals, vor zwei Jahren, aus dem Umland in die Gartenstadt Werdersee gezogen sind, war das mit eine der Sachen, auf die ich mich am meisten gefreut habe: endlich nach der Arbeit wieder zum Spiel können. Für mich, als geborenes Viertelkind, war jedes verpasste Spiel natürlich immer ein herber Verlust, aber spätestens als die Kinder da waren, kam das Viertel zum Wohnen auch nicht mehr für uns in Frage: zu dreckig, zu laut, zu unruhig. Jetzt wohnen wir mitten im Grünen, was Paula wichtig war, aber haben die Innenstadt mit ihren netten Cafés und Geschäften quasi noch immer vor der Haustür. Und wenn das Herz grün-weiß schlägt, sind wir von der Gartenstadt aus eben doch nur einen Katzensprung vom pulsierenden Leben entfernt.